Tomaten ernten, nachreifen lassen und Tomatensamen gewinnen

Mehr als 4.000 verschiedene Sorten Tomaten gibt es in Deutschland – von privaten Züchtungen einmal ganz zu schweigen. Kein Wunder, dass der Anbau so viele fesselt, denn die saftigen, roten Früchte lassen sich immer wieder neu entdecken. Wenn Sie Tomaten ernten, können Sie auch gleich Tomatensamen selbst gewinnen und so den Nachschub für das kommende Jahr sichern. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Tomaten vermehren können und worauf bei der Ernte zu achten ist.

Wann Sie Tomaten ernten können

Wie man die Reife bei Tomaten erkennt, scheint naheliegend: wenn sie sich vollständig rot verfärbt haben. Doch ganz so einfach ist es nicht immer: Wann hat eine gelbe Tomate den richtigen Gelbton erreicht? Wann ist eine grüne oder schwarze Tomate wirklich reif? Nur nach der Farbe zu gehen, hilft hier nicht weiter.

Am einfachsten erfahren Sie den Reifegrad, indem Sie leicht auf die Schale drücken. Gibt diese etwas nach, können Sie die Tomaten ernten. Ist die Schale hingegen hart und unnachgiebig, ist die Frucht noch nicht reif. Sie sollten sie dann (noch) nicht verzehren. Es mangelt ihr nämlich nicht nur an Aroma, sondern sie enthält auch den giftigen Stoff Solanin. Essen Sie unreife Tomaten, kann dies Magen- und Darmbeschwerden hervorrufen

Es stellt sich allerdings die Frage, wann Sie Tomaten im Herbst spätestens ernten sollten. Gewöhnlich gelingt es nicht, alle Früchte pünktlich ausreifen zu lassen. Behalten Sie den Wetterbericht im Auge: Je nach Region müssen Sie zwischen September und Ende Oktober mit den ersten Nachtfrösten rechnen. Sie können die Pflanzen bei leichten Frösten mit einem Vlies schützen. Oder Sie ernten die Tomaten ab. Die unreifen Tomaten lassen Sie nachreifen, ehe Sie sie verarbeiten.

Tomaten ernten – die wichtigsten Tipps

Haben Sie herausgefunden, wann Sie die Tomaten ernten können, legen Sie los. Bei der Ernte helfen Ihnen diese Tipps:

  • Ernten Sie möglichst nur reife Tomaten. Alle anderen belassen Sie am besten bei der Pflanze.
  • Tomaten lassen sich ohne Ziehen und Reißen vom Stock entfernen, indem Sie die kleine Verdickung am Fruchtstiel oberhalb des Stielansatzes leicht entgegen der Knickrichtung knicken.
  • Alternativ verwenden Sie eine Gartenschere mit Spitzen (Ernteschere oder japanische Gartenschere) und schneiden die Tomaten einfach am Fruchtstiel ab.
  • Belassen Sie möglichst immer den Fruchtstiel und die Blätter an der Tomate, das verlängert die Haltbarkeit.
  • Während der Ernte sollten Sie die Tomaten weiter ausgeizen, um einen kompakteren Wuchs zu erreichen. Entfernen Sie unnötige Blätter, um einem Befall mit Braunfäule vorzubeugen.

Ist das Tomatenjahr weit fortgeschritten, können Sie den Gipfel der Pflanze oberhalb der letzten Fruchtansätze kappen. So bildet die Pflanze keine neuen Blüten mehr aus und konzentriert sich darauf, die noch am Stock vorhandenen Früchte ausreifen zu lassen.

Tomaten grün ernten und nachreifen lassen

Grün geerntete Tomaten reifen von Natur aus nach, ohne dass Sie etwas tun müssen. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, eine möglichst große Ausbeute zu erzielen:

  • Sortieren Sie alle Tomaten mit Schadstellen aus.
  • Kontrollieren Sie die Tomaten regelmäßig. Fruchtfliegen sind ein Anzeichen für faulige Früchte.
  • Eine Temperatur von 18 bis 25 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit sind ideale Bedingungen für die Nachreife.
  • Wenn Sie im Herbst alle Pflanzen abernten müssen, können Sie diese komplett mit der Wurzel ausreißen und kopfüber an einem geeigneten Ort aufhängen. So reifen die Tomaten am natürlichsten nach.
  • Alternativ legen Sie die Tomaten in Kisten, ohne dass sie sich berühren oder übereinander liegen. Decken Sie sie mit Zeitungspapier ab.
  • Auch eine Papiertüte erfüllt ihren Zweck, wenn es nur wenige Früchte sind.

Tipp: Legen Sie einen Apfel dazu. Dieser verströmt das Reifegas Ethylen und kann das Ausreifen der Tomaten deutlich beschleunigen.

Tomatensamen gewinnen: Anleitung Schritt für Schritt

Möchten Sie nächstes Jahr Ihre Tomaten selbst ziehen, können Sie Tomatensamen gewinnen. Dazu gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Schritt: Wählen Sie eine samenfeste Sorte (keine F1-Hybride). Andernfalls kann es passieren, dass im nächsten Jahr ganz andere Früchte wachsen, als Sie erwartet haben.
  2. Schritt: Wählen Sie eine schöne Frucht aus, die Sie länger am Stock ausreifen lassen. Ist die Tomate überreif, sind die Samen sicher auch komplett ausgereift. Sie keimen besser und bringen kräftige Pflanzen hervor.
  3. Schritt: Ernten Sie die Tomate und schneiden Sie sie quer durch. Entnehmen Sie nun die glitschige Masse aus dem Inneren der Tomate und breiten Sie sie auf einem Backpapier oder Küchenkrepp aus. Belassen Sie den Gallert ruhig um die Samen. Sie bilden im getrockneten Zustand eine Schutzschicht. Legen Sie die Samen zum Trocknen aus.
  4. Schritt: Sobald die Samen vollständig abgetrocknet sind, können Sie sie luftdicht in Tütchen packen. Beschriften Sie diese mit der Sorte und wann Sie die Tomatensamen gewonnen haben. Sie halten bis zu fünf Jahre lang.

Tipp: Wenn Sie die Tomatensamen auf Küchenkrepp trocknen lassen, ziehen Sie sie ein wenig auseinander, sodass sie sich gut verteilen. Sie können sie im kommenden Jahr direkt mit dem Küchenkrepp aussäen: Schneiden Sie es auf eine passende Größe zu, legen Sie es in einen Anzuchttopf und gießen Sie es an. Das Küchenkrepp speichert die Feuchtigkeit bis zu einem gewissen Grad und unterstützt die Keimung. Später verrottet es in der Erde.

Tomatensamen selbst gewinnen: Lohnt sich das?

Tomatensamen zu gewinnen, ist schon eine Kostenfrage: Möchten Sie Ihre Tomaten selbst ziehen, brauchen Sie Samen. Ein Samentütchen im Handel kostet oft schon zwischen 2,50 und 5 Euro. Gerade wenn Sie mehrere Sorten anbauen wollen, geht das schnell ins Geld und die Haltbarkeit ist begrenzt. Der Aufwand, Tomatensamen zu gewinnen, hält sich im Rahmen – entsprechend lohnt es sich finanziell in jedem Fall. 

Daneben haben selbst gewonnene Tomatensamen weitere Vorteile:

  • Sie können Tomaten vermehren und so Ihre Lieblingssorten auch in den nächsten Gartenjahren wieder genießen.
  • Tomatensamen halten bis zu fünf Jahre.
  • Sie sind sehr ergiebig – meist reichen die Samen einer Frucht aus, um den Bestand zu sichern.
  • Die Samen lassen sich sehr leicht gewinnen – einfach mit einem Löffel auskratzen.
  • Sie erhalten Material für den Tausch mit anderen Gartenfreunden und können so immer wieder neue Sorten ausprobieren, ohne mehr als etwas Zeit investieren zu müssen.

Rankgitter

Alle ansehen

Fazit: Tomatensamen gewinnen und Tomaten vermehren

Gewinnen Sie Ihre eigenen Tomatensamen und ziehen Sie Ihre Lieblingssorten im kommenden Jahr ganz einfach selbst. Wenn Sie mit anderen Tomatenfans tauschen, bekommen Sie immer wieder spannende Impulse in Ihren Garten und können auch alte, oft robustere Sorten neu entdecken. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren.

TIPP der Redaktion:

Lesen Sie hier im Gartenkalender mehr zum Thema "Tomaten ausgeizen"